PARTNER-ATLAS
COSTA RICA
Als Partner für die Sicherung wichtiger Ressourcen und der Schutz des Klimas
01 — Die Leitfragen zum Partner Atlas
RELEVANZ: Welche Relevanz hat Costa Rica für Deutschland, wenn es darum geht, das Interesse "Die Sicherung wichtiger Ressourcen und der Schutz des Klimas" zu verwirklichen?
Costa Rica generiert nahezu 100 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen. Auch im Naturschutz gilt Costa Rica als führend. Mehr als 25 Prozent der Landesfläche sind heute Naturschutzgebiete. Mit dem 2018 verabschiedeten Plan zur Dekarbonisierung bis 2050 setzt Costa Rica wichtige Standards und nimmt regional (und international) eine Vorreiterrolle ein. Derzeit arbeitet die Umweltkommission im costa-ricanischen Parlament an einem Gesetzesentwurf, der Costa Rica offiziell zu einem Land frei von Erdöl- und und -abbau machen soll. Vor diesem Hintergrund kann Costa Rica zweifelsohne als wichtiger Akteur bei der Sicherung bedeutender Ressourcen und beim Schutz des Klimas gesehen werden.
Für Deutschland kann das Land vor allem eine wichtige Rolle als Zulieferer von grünem Wasserstoff einnehmen. Im vergangenen Jahrzehnt wurden zunehmend Initiativen zur Herstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff vorangetrieben. Aktuell befindet sich ein Gesetzesentwurf zur Förderung einer grünen Wasserstoffwirtschaft in Costa Rica im Parlament. Die Möglichkeit zur Erschließung zusätzlicher, relativ kostengünstiger erneuerbarer Energiequellen und die Tatsache, dass das Land über ausreichende Wasserreserven verfügt, führt zu einem großen Potenzial zur Produktion grünen Wasserstoffs.
Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, international zum Vorreiter bei grünem Wasserstoff zu werden und langfristig die Weltmarktführerschaft bei Wasserstofftechnologien zu erlangen. Dafür ist es auf Partnerländer angewiesen. Costa Rica wäre daher ein idealer Kandidat für eine enge Zusammenarbeit im Wasserstoffbereich. Die zuvor genannten energiepolitischen Alleinstellungsmerkmale und die geostrategische Lage des Landes mit Zugang zu Atlantik – an welchem der einzige Tiefwasserhafen Mittelamerikas verortet ist – und Pazifik sind interessante Kriterien für eine weitergehende Zusammenarbeit.
Gleichzeitig steht Costa Rica im Bereich Umwelt- und Klimaschutz vor größeren Herausforderungen, als zunächst zu vermuten wäre. Zwar ist die Nutzung erneuerbarer Energien tatsächlich weit fortgeschritten. Allerdings stellt der Stromverbrauch nur einen geringen Anteil des gesamten costa-ricanischen Energieverbrauchs dar. Ein Großteil der Energie wird im Verkehrs- und Wärmesektor genutzt. Ein schlecht funktionierendes öffentliches Verkehrssystem, ausbleibende Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und eine veraltete Fahrzeugflotte – das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Costa Rica liegt bei 16 Jahren, in Deutschland liegt es bei neun Jahren – führen zu einem vergleichsweise hohen CO²-Ausstoß des Verkehrssektors und Dauerstau auf den Straßen der Hauptstadt San José. Es besteht dringender Handlungsbedarf beim Ausbau und der Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere bei der Schaffung eines öffentlichen Verkehrswesens. Ferner hat der Anbau von Bananen und Ananas in riesigen Monokulturen und unter massivem Einsatz von Pestiziden fatale Auswirkungen auf die Umwelt – und wird bei der öffentlichen Darstellung des Landes gern übergangen.
BEREITSCHAFT: Wie groß ist die Bereitschaft Costa Ricas, mit Deutschland zur Verwirklichung dieses Interesses zusammenzuarbeiten?
Das Interesse Costa Ricas an der Förderung des Klimaschutzes und der Sicherung wichtiger Ressourcen ist sehr ausgeprägt. Das Land ist stolz auf seine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit – ein Selbstverständnis, das auch tief in der Bevölkerung verankert ist. Außerdem ist der Politikansatz förderlich bei der Anwerbung internationaler Gebermittel und der Generierung von Einnahmen im wirtschaftlich wichtigen Tourismussektor.
Costa Rica bekennt sich zu Multilateralismus, internationalem Freihandel sowie Menschenrechten. Dies macht das OECD-Mitglied zum idealen Partner für gemeinsame Initiativen zur Förderung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz in multilateralen Foren. Gerade bei der letzten UN-Klimakonferenz COP 26 in Glasgow 2021 unterstrich Costa Rica sein starkes Engagement für Klima- und Umweltthemen. Unter dem gemeinsamen Vorsitz von Costa Rica und Dänemark riefen 11 Regierungen die Beyond Oil and Gas Alliance (BOGA) mit dem Ziel ins Leben, die weltweite Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu mindern.
In diesem Rahmen unterhält Costa Rica Allianzen mit zahlreichen Akteuren, die sich auf internationaler und regionaler Ebene für dieses Ziel einsetzen, darunter als herausragender Partner Deutschland. Deutschland genießt in Costa Rica vor allem einen sehr guten Ruf im Bereich Energie- und Umwelttechnologie.
STATUS QUO: Wie eng ist die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Costa Rica aktuell in diesem Bereich?
Deutschland unterstützt die Klimapolitik Costa Ricas seit Jahren, insbesondere durch Projekte zugunsten nachhaltiger Wirtschaft und Infrastruktur und zum Schutz der Biodiversität. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) setzt dazu im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) zahlreiche Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit und Bekämpfung des Klimawandels um. Im Jahr 2021 stiftete Deutschland 10.000 Bäume, um die stetigen Wiederaufforstungsprojekte Costa Ricas zu unterstützen, und finanzierte drei elektrobetriebene Busse, mit deren Hilfe relevante Daten erhoben werden, um das Modell langfristig auf das gesamte öffentliche Verkehrssystem übertragen zu können. Darüber hinaus unterstützt Deutschland das Land im Rahmen des „Grünen Entwicklungsfonds für die SICA-Region“.
Vor allem im Privatsektor besteht eine gute Ausgangslage: Zahlreiche in Costa Rica ansässige deutsche Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Investitionspotenziale entdeckt, um den costa-ricanischen Anspruch einer nachhaltigen und energieeffizienten Politik zu unterstützen.
POTENZIAL: Wie groß ist das Potenzial, die Partnerschaft zwischen Deutschland und Costa Rica in diesem Bereich zu intensivieren?
Für die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Costa Rica im Bereich der Ressourcen und des Klimaschutzes besteht großes Potenzial. Costa Rica ist stetig auf der Suche nach Partnern auf internationaler Ebene und bleibt aufgrund seiner soliden Wirtschaftsentwicklung und demokratischen Stabilität ein interessantes Ziel für Direktinvestitionen. Hier kommen dem Wirtschaftsstandort Costa Rica die hohen sozialen und ökologischen Standards zugute, die garantieren, dass deutsche und europäische Rechtsstandards eingehalten werden. Dies ist nicht zuletzt angesichts der Verabschiedung des deutschen bedeutend.
Die costa-ricanische Klimapolitik schließt ohne Zweifel auch Wasserstoff ein und bietet Potenzial zur verstärkten Zusammenarbeit mit Deutschland. Als Absatzmarkt steht vor allem der Export von grünen Endprodukten aus und für Transport, Verkehr und Landwirtschaft im Fokus. Eine Wasserstoffkooperation zwischen beiden Ländern könnte daher wichtige Anreize für den wirtschaftlichen Aufschwung setzen und die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit beider Länder stärken. Über das Projekt werden bereits in den nächsten Jahren 12,5 Millionen Euro in die Transformation von Produktionssystemen auf kohlenstoffarme und klimaresistente Pfade investiert.
Im Rahmen einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Deutsch-Costa-ricanischen Industrie- und Handelskammer im Jahr 2021 wurde das Interesse einer möglichen Energiepartnerschaft von wirtschaftlicher und politischer Seite beider Länder erneut wiederholt.
POLITIKEMPFEHLUNG: Was muss sich in der deutschen Außenpolitik ändern, damit dieses Potenzial vollumfänglich ausgeschöpft werden kann?
Costa Rica ist der ideale Partner für die deutsche Außenpolitik, da das Land eine Vielzahl an Interessen und Werten mit Deutschland teilt. Das Land hat sich der Förderung des Multilateralismus und der freiheitlich-demokratischen Weltordnung verschrieben. Zudem hat es sich zuletzt zu einem regionalen Player der sauberen Energien entwickelt. Diese Faktoren sollte Deutschland bei der Auswahl seiner internationalen Partner berücksichtigen und damit Leuchttürme der Stabilität und Demokratie stützen. Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage wird Deutschland zunehmend auf eine Diversifizierung seiner Energiequellen angewiesen sein. Costa Rica bietet politische und wirtschaftliche Stabilität und sollte daher als ernster Partner – vor allem im Bereich Wasserstoff – in Betracht gezogen werden.
Andere Länder, wie etwa China, Australien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, scheinen das Potenzial Costa Ricas bereits entdeckt zu haben. Australien kündigte im Februar 2022 die Investition von 3,3 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung eines Wasserstoffprojekts an. Ende 2021 führte der costa-ricanische Präsident Carlos Alvarado Gespräche in den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Zusammenarbeit bei der Herstellung von grünem Wasserstoff. Und China kristallisiert sich vor allem im Bereich von Technologiezulieferung für Photovoltaikanlagen und Energiespeichersysteme als Marktgewinner heraus.
Der gute Ruf Deutschlands allein kann auf Dauer nicht mit den Angeboten anderer Länder mithalten. Eine Energie- oder Wasserstoffpartnerschaft wäre daher ein wichtiger Schritt, um die Zusammenarbeit mit dem mittelamerikanischen Land langfristig zu stärken – und damit die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit beider Länder zu fördern.
Nicole Stopfer leitet das KAS-Regionalprogramm Energiesicherheit und Klimawandel Lateinamerika mit Sitz Peru
Evelyn Gaiser leitet das KAS-Auslandsbüro in Costa Rica.
Aktualisiert am: 20.05.2022
02 — Auslandsbüro
Kontakt:
Auslandsbüro Costa Rica
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